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Reinhold-Maier-Turm

Wer auf dem Kaisersträßle zwischen Fellbach und dem Hohenstaufen wandert, wähnt sich unweit des Börtlinger Ortsteils Breech an die See versetzt. In 480 Meter Höhe steht auf dem Bergrücken ein grün-weiß gestreifter Leuchtturm - der Reinhold-Maier-Aussichtsturm unserer Gemeinde.  Ein fast 100 Jahre alter ehemaliger Pendelturm der Landeswasserversorgung, wurde einer neuen Funktion als Aussichtsturm zugänglich gemacht. Es ist gelungen, ein Stück Geschichte der Wasserversorgung in der Region Stuttgart zu bewahren und hier zu erzählen.

Der erste Ministerpräsident Baden-Württembergs gibt als Namenspatron dem "Reinhold-Maier-Turm" eine ganz individuelle Qualität. Heute kann der Turm bestiegen werden, von oben hat man einen fantastischen Rundblick auf die Schwäbische Alb, vom Rosenstein bei Heubach bis zur Teck. Der Turmumlauf ist Ausgangspunkt für einen mutigen Freizeitspaß: Von hier kann man sich über 20 Meter frei abseilen. Am Fuße des Turms befindet sich ein Rastplatz.

Öffnungszeiten und Anfahrt

Der Turm ist ganzjährig geöffnet mit einer Ausnahme: 

In der Zeit von 31.12. bis 06.01. bleibt der Turm geschlossen. 

Sie finden den Turm an der K 1408 zwischen dem Börtlinger Ortsteil Breech und Lorch-Rattenharz. Im Navigationssystem können Sie die Adresse Schweizerhof 1, 73104 Börtlingen eingeben.

Gebührenerhebung



Preis 
Erwachsene
2,00 € 
Jugendliche (10 bis 18 Jahre) 
1,00 € 
Kinder (bis 10 Jahre)
0,00 € 
Familien (2 Erwachsene + alle Kinder und Jugendliche bis 18) 
5,00 € 
Besuchergruppen ab jeweils 15 Personen 
25,00 € 
Schulklassen
pauschal 10,00 € 
Eheschließungen
50,00 € 
Sonderveranstaltung 
30,00 - 50,00 € 
Jahreskarte Erwachsene
15,00 € 
Jahreskarte Jugendliche
7,50 € 
Jahreskarte Familie 
35,00 € 



Aufgrund von § 4 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 09.03.2010 diese Gebührenordnung für die Nutzung des Reinhold-Maier-Turms, Börtlingen-Breech, beschlossen. Die Gebühr wird in eine festmontierte Kasse deponiert bzw. vom „Turmwächter“ kassiert.

Die Geschichte hinter dem Turm

Mit einem Klick auf "Mehr" erhalten Sie Informationen zur Historie, dem Namensgeber und der Nutzung des Reinhold-Maier-Turms. 

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1916

Bau des Pendelturmes durch die Landeswasserversorgung Stuttgart zum Ausgleich der Druckschwankungen in den Hauptleitungen

2010

Sanierung des Turmgebäudes und Umgestaltung zum Aussichtsturm durch die Gemeinde Börtlingen.

Namensgebung nach dem ersten Ministerpräsidenten des im Jahr 1952 neugebildeten Baden-Württemberg.

Der neugestaltete Aussichtsturm steht am Lieblings-Spazierweg des Schorndorfers Reinhold Maier *1889 †1971.

Am Kaisersträßle Börtlingen-Breech

Die sich um das Jahr 1900 zunehmend verschärfende Wassernot in und um Stuttgart, rief die Verantwortlichen der Wasserversorgung auf den Plan. Bereits im April 1909 wurde gemeinsam mit der Stadt Stuttgart ein Gutachten für eine sichere Trinkwasserversorgung aus dem Nordschwarzwald und vom Bodensee erarbeitet. Ein dritter Vorschlag befasst sich mit einer Wassergewinnung in Donauried bei Niederstotzingen und dessen Transport durch die Täler der Brenz, des Kochers und der Rems in den Neckarraum.

Bereits Ende 1912 wurden die ersten Brunnen bei Niederstotzingen gebohrt und die ersten Rohre einer Fernwasserleitung verlegt. Als Trasse von Donauried bis nach Stuttgart wurde aufgrund der geringen Steigungs- und Gefälleverhältnisse auch der Schurwaldbereich geführt. Auf diesem Weg kam dann Mitte 1917 erstmalig eine sichere und hygienisch einwandfreie Trinkwasserversorgung auch in unsere Region.

Auf der Hauptleitungstrasse gelegen, wurde in diesem Zusammenhang die Wasseranlage in Breech mit zwei rund 10.000 cbm fassenden Wasserbehältern, einer Stromgewinnungsanlage und einem Pendelturm ausgestattet. Der rund 25 Meter hohe Pendelturm diente zum Ausgleich von Druckschwankungen in den Fernleitungen.

Im Zuge der weiteren technischen Entwicklung und Modernisierung in der Trinkwassertechnik, war die Funktion des Pendelturmes Ende der 90er Jahre nicht mehr notwendig. Die Landeswasserversorgung Stuttgart war nicht zuletzt aus wirtschaftlichen überlegungen gehalten, Anlagen die nicht unmittelbar zur Trinkwasserversorgung notwendig waren, zu veräußern oder stillzulegen. Anfang 2007 wurde deshalb bei der Gemeinde Börtlingen der Bauantrag auf Abriss des Pendelturmes gestellt.

Im Zusammenhang mit der Diskussion dieses Abbruchantrages wurde aus der Bevölkerung heraus verstärkt der Ruf nach einem Erhalt des Ortsbildes prägenden Gebäudes am Kaisersträßle laut. Immerhin war auch bereits auf einer Postkarte des Jahres 1925 der Gemeinde Börtlingen der besagte Pendelturm als Wahrzeichen abgebildet.

Der Gemeinderat befasst sich mit der Thematik und musste erkennen, dass voraussichtliche Renovierungskosten von rd. 150.000 € die finanziellen Möglichkeiten Börtlingens wohl übersteigen werden. In weiteren Verhandlungen hat die Landeswasserversorgung Stuttgart der Gemeinde Börtlingen angeboten, den Turm für 99 Jahre der Gemeinde zur Nutzung zu übergeben und gleichzeitig einen finanziellen Zuschuss in Höhe von 40.000 € zu leisten.

Nachdem der Verband Region Stuttgart parallel dazu 2007 das Impulsprojekt „Regionaler Landschaftspark Schurwald“ finanziell gefördert hat, gab es unerwarteter Weise nun auch eine Fördermöglichkeit für weitere Projekte am historischen Kaisersträßle auf Gemarkung Börtlingen. Nach Wochen der intensiven Arbeitsgespräche hat die Gemeinde Börtlingen im Oktober 2007 einen Antrag auf finanzielle Förderung zur Sanierung und Umbau des Pendelturmes in einen Aussichtsturm gestellt. Die Konzeption und das damit verbundene bürgerschaftliche Engagement hat bei der Region Stuttgart überzeugt – im Frühjahr 2008 kam die erfreuliche Mitteilung, dass die Region Stuttgart den Aussichtsturm am Kaisersträßle mit einem Zuschuss von 56.000 € fördert. Damit war für die Gemeinde Börtlingen erstmalig eine solide Grundlage zur Finanzierung gegeben.

Umgehend wurde eine sorgfältige Analyse der Bausubstanz durchgeführt sowie eine Nutzungskonzeption für einen Aussichtsturm erarbeitet.

Vor einer endgültigen Entscheidung im Gemeinderatsgremium wurde eine Bürgerbefragung durchgeführt. Bei einer außerordentlich großen Mitwirkungsquote von 40 % der Haushalte votierten 98 % der Bürgerschaft für die Realisierung des Projektes. Der Gemeinderat gab angesichts dieses eindeutigen Bürgervotums grünes Licht und im Juli 2008 wurde der Bauantrag zur Umgestaltung eingereicht.

Im Februar 2009 wurde die Baugenehmigung erteilt.

Auf der Grundlage der Ausschreibung der wichtigsten Baugewerke vergab der Gemeinderat am 17.02.2009 die ersten Bauaufträge. Wesentlicher Bestandteil war dabei auch die Schaffung einer großzügigen Aussichtsplattform in 20 Meter Höhe. Damit sollte ganz bewusst der ehemalige Pendelturm in seiner Funktion als künftiger Aussichtsturm auf die Schwäbische Alb optimiert werden.

Die Mehrkosten von rund 26.000 € wurden einstimmig als wichtiger Bestandteil einer sinnvollen künftigen Nutzung angesehen.

Die Bauausführung war aufgrund der statischen Gegebenheiten sowie der technischen Anforderungen an die künftige öffentliche Nutzung nicht einfach. Engagierte und kompetente Bauhandwerker, überwiegend aus Börtlingen, Eigenleistungen des Heimatvereins Breech und der Bürgerschaft, haben ein anspruchsvolles Baukonzept in der Zeit bis April 2010 umgesetzt. Den Schlusspunkt setzten Rentner aus Börtlingen, die in ehrenamtlichem Engagement die Außenanlagen mit einem schön gestalteten Turm-Vorplatz realisiert haben.

Einer Idee aus der Bürgerschaft folgend, haben im Verlauf der Bauphase über 100 Bürger, Vereine, Institutionen und Handwerker insgesamt fast 12.000 € zum Erhalt des Turmes gespendet. Die Treppen und Podeste im Turminnern tragen künftig die Namen der einzelnen Geldgeber. Auch dies war ein wichtiger Baustein zur Realisierung des Bauprojektes. Im Oktober 2009 wurde auf Anregen von Bürgermeister Wenka, im Gemeinderat einstimmig beschlossen, den Turm künftig Reinhold-Maier-Turm zu nennen. Diese Namensgebung soll an die enge Verbundenheit Börtlingens mit dem ersten Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg erinnern. Der Aussichtsturm steht an seinem Lieblingsspazierweg – dem Kaisersträßle. In unmittelbarer Nähe des Aussichtsturms treffen die drei Landkreise Rems-Murr, Ostalb und Göppingen zusammen. Am Kaisersträßle steht nunmehr das neue Wahrzeichen Börtlingens und bringt mit seinem grün-weißen Anstrich in den Gemeindefarben eine „frische Brise“ auf den Schurwald. Von der Aussichtsplattform des Reinhold-Maier-Turmes hat man einen grandiosen Rundblick vom Rosenstein bei Heubach über die Teck bei Kirchheim.

Im Turminnern erwartet die Besucher eine Dokumentation zum Leben und Wirken von Ministerpräsident Reinhold-Maier sowie dem Aufbau einer gesicherten Trinkwasserversorgung auf dem Schurwald vor über 100 Jahren.

Reinhold Maier

Der Heimat und den Menschen verbunden

Mündlichen Überlieferungen zufolge war Ministerpräsident Reinhold Maier im Sommer 1955 wieder einmal auf seinem Lieblingsspazierweg, dem „Kaisersträßle“, unterwegs. Eine Breecher Bäuerin begleitete ihn ohne ihn zu kennen ein Stück des Weges. Sie hatte einen Gugelhupf dabei, der im Nachbarort für ihre Tochter im Wochenbett zur gesundheitlichen Stärkung gedacht war. Beide gingen ein Stück des Weges gemeinsam. Da fasste sich die Bäuerin ein Herz und bat den Unbekannten, den Gugelhupf an jenem Haus abzuliefern. Während der mühsamen Heuernte würde er ihr somit einen großen Gefallen erweisen. Dem Vernehmen nach hat der Ministerpräsident den Auftrag prompt und zuverlässig erfüllt.

Seit dieser Zeit nennt man die Börtlinger die „Gugelhupfer“.

Reinhold Maier ist ein treffendes Beispiel für einen regional verankerten, liberalen Politiker. Im Jahr 1953 wurde er mit dem Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Landeshauptstadt verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde, ebenso die Städte Schorndorf und Welzheim. Die Bundes-FDP würdigte ihn mit dem Ehrenvorsitz. Nach ihm ist die gleichnamige Stiftung mit Sitz in Stuttgart benannt.

Der Aussichtsturm von Börtlingen steht als deutlich sichtbares Landschaftszeichen am „Kaisersträßle“ zwischen Börtlingen und Lorch, dem liebsten Spazierweg des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Reinhold Maier.

Daher wurde er ihm im Jahr 2010 namentlich gewidmet.

Sein politischer Werdegang

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg trat Reinhold Maier in die Deutsche Demokratische Partei ein, deren Stuttgarter Vorsitzender er im Jahr 1924 wurde. Von 1930 bis 1933 übernahm er das Amt des württembergischen Wirtschaftsministers im Kabinett des Staatspräsidenten Eugen Bolz. Im November 1932 wurde er in den Reichstag gewählt.

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für Reinhold Maier radikale Veränderungen. Seine Frau Gerta entstammte einer angesehenen jüdischen Familie Stuttgarts. Sie und ihre beiden Kinder Magda und Georg mussten daher Deutschland im Jahr 1939 verlassen. Für Reinhold Maier kam eine Emigration jedoch nicht in Frage. Gezwungenermaßen zog er sich aus der Politik zurück; nach 1933 war er wieder als Anwalt in Stuttgart tätig. Im Jahr 1943 wurde seine Ehe unter dem Druck der NS-Justiz zwangsweise geschieden. Nach ihrer Rückkehr aus dem englischen Exil heirateten Gerta und Reinhold Maier im Jahr 1946 ein zweites Mal.

Im Jahr 1945 setzten ihn die Amerikaner als Ministerpräsidenten des Landes Nordwürttemberg-Nordbaden ein. Dieses Amt konnte er nach der ersten Landtagswahl 1946 als Spitzenkandidat der FDP, die er zusammen mit Theodor Heuss und Wolfgang Haußmann für Württemberg gegründet hatte, verteidigen. Sein politisches Hauptziel war die Bildung eines neuen Südweststaates. Er erreichte dies im Jahr 1952 und war von 1952 bis 1953 erster Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Im Jahr 1953 trat Reinhold Maier als Landesoberhaupt zurück, nachdem die CDU bei der Bundestagswahl in Baden-Württemberg die absolute Mehrheit erzielte. Eine politische Wiederkehr gelang Reinhold Maier in den Jahren von 1957 bis 1960, als er in turbulenten Zeiten den FDP-Vorsitz übernahm. Von 1952 bis 1964 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg, von 1953 bis 1956 bzw. von 1957 bis 1959 dem Deutschen Bundestag an.

Er starb am 19. August 1971 in Stuttgart und wurde auf dem Alten Friedhof in Schorndorf beigesetzt.

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Medieninteresse am Reinhold-Maier-Turm

Die Gmünder Zeitung berichtete mit der Überschrift „Nicht auf Sylt – sondern bei Rattenharz“ über den Reinhold-Maier-Turm am Kaisersträßle. Mehr…

Es folgten Zeitungsmeldungen in den Schorndorfer Nachrichten, der Stuttgarter Zeitung und der Remszeitung. Auch das SWR4-Radio sendete in seiner Morgensendung ausführlich über die „Frische Brise am Kaisersträßle“ und stellte dabei den Erhalt und die überaus gelungene Sanierung des ehemaligen Pendelturmes in den Vordergrund. Auch das Fernsehen war in Börtlingen. Die Außenaufnahmen für das Landesschau-Wetter abends um 18:15 Uhr erfolgten am Kaisersträßle. Gemeinsam mit Bürgermeister Wenka berichtete der Reporter Michael Kögel vom Reinhold-Maier-Turm. Zum Abschluss gab es noch einen regnerischen Besuch in der Kastenklinge im Marbachtal. Bei einer Tasse Kaffee und Börtlinger Guglhupf wurden mit dem SWR weitere Werbemöglichkeiten für die Naherholung im Stauferland besprochen. Das Fernsehteam war sich einig, das pfiffige Leuchtturmprojekt von Börtlingen kann zu einem neuen Wahrzeichen auf dem Höhenzug des Schurwaldes werden.

Im Mai 2013 drehte der SWR für die Serie »Expedition in die Heimat«.


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